Was ist Eurythmie?
Die Eurythmie basiert auf einem Menschenbild, das die drei Entitäten: Leib, Seele und Geist umfasst. Mit seinem Leib bewegt sich der Mensch im dreidimensionalen Raum. Er ist durchdrungen von der atmenden Seele und erschliesst sich geistige Gesetzmässigkeiten. Durch eurythmisches Bewegen werden Leib, Seele und Geist in ein harmonisches Verhältnis zueinander gebracht.
Durch Umgestaltung des sonst nur Hörbaren in die Welt der Sichtbarkeit, des sonst nur im zeitlichen Ablauf Erlebbaren in die Welt der Räumlichkeit, entsteht die Eurythmie. In ihr wird der sich bewegende Mensch zum Instrument, das die verborgenen Qualitäten von Sprache und Musik zur Offenbarung bringen kann. Eine eurythmische Bühnendarstellung verwandelt die sonst nur hörbare Sprache und Musik in sichtbar getanzte Bilder.
Rudolf Steiner schuf die neue Bewegungskunst Eurythmie auf geisteswissenschaftlicher Grundlage zwischen 1912 und 1925. Seine unzähligen Angaben bilden eine Quelle, aus welcher Künstler und Künstlerinnen in inspirierender Weise immer neu schöpfen können. Ohne den Hintergrund der geisteswissenschaftlichen Erkenntnis wäre die Eurythmie nicht entstanden. Das Studium der Eurythmie bietet die Möglichkeit, die Anthroposophie kennen zu lernen und zu vertiefen.
" Die Eurythmie fiel nicht etwa als reife Frucht vom Baum des Lebens, noch weniger stellt sie ein gedanklich ausgearbeitetes System dar. Sie entfaltete sich allmählich, indem Rudolf Steiner die ersten von ihm gegebenen Keimanlagen während der letzten zwölf Jahre seines schöpferischen Erdenlebens zu ihrer heutigen Blüte brachte, ja so viele Angaben gab und hinterliess, dass ihre verschiedenen Zweige noch zahllose unerschlossenen Sprossen und Knospen tragen. Ihre Gebärden-, Formen-. Farben- und Lichtsprache schuf er, indem er mit der künstlerisch-durchgeistigten Art des Schauens, wie sie Goethe eigen war, den Menschen erfasste, und indem er, die Metamorphosen-Anschauung auf die menschliche Gestalt selbst übertragend, in dieser einen umgewandelten Sprachorganismus erkannte. Diese lebendige und bewegliche Grundanschaung ermöglichte es, die Gebärden zu finden, durch die der Mensch eine "sichtbare Sprache" und einen "sichtbaren Gesang" in künstlerischen Bewegungsformen erleben und entfalten kann. […] Der Name Eurythmie, der auf eine Anregung von Frau Dr. Steiner der jungen Kunst gegeben wurde, findet sich in neuerer Zeit sowohl bei Goethe wie bei Winckelmann. Dieser führt in Anknüpfung an Athenaios aus, wie die Vorstellung vom Tanz als einer "lebendigen Bildnerei" tief im Bewusstsein der Griechen wurzelte und dass, […] "es hier ein erfreuliches Spiel war, die biegsamen Glieder des eigenen Leibes in gefälliger Eurythmie zu bewegen"."" Alice Fels